Bayern-Basketballer vor Euroleague-Playoffs

Bayern-Basketballer vor Euroleague-Playoffs

In seinem Erfolgshunger hat Uli Hoeneß von genau solchen Abenden geträumt. Der Playoff-Kampf um die kontinentale Basketball-Krone, Topstars und Ex-NBA-Spieler, Euroleague-Showdown – und sein FC Bayern ist mittendrin.

Zehn Jahre nach dem Aufstieg in die Bundesliga schreiben die Münchner beim Viertelfinal-Start am 20. April (20.45 Uhr/Magentasport) bei Olimpia Mailand Geschichte. Der erste Playoff-Auftritt einer deutschen Mannschaft im wichtigsten europäischen Clubwettbewerb sorgt für Kribbeln. «So eine Plattform hatten wir noch nie», sagte Geschäftsführer Marko Pesic vor dem Abflug. «Wir sind gespannt, es herrscht große Vorfreude.»

In einer beispiellosen XXL-Saison mit bislang bereits 67 Spielen konnten sich die Münchner als Außenseiter für das Stelldichein der besten europäischen Vereine qualifizieren. Und der Traum soll im Duell gegen Favorit Mailand nicht vorbei sein. Der Gewinner der Best-of-Five-Serie darf zum Final-Four-Turnier im Mai nach Köln.

Für Hoeneß hätte solch ein Coup sogar Vorrang vor der Bundesliga. In einem Interview mit Magentasport sagte der Ehrenpräsident auf die Frage, ob ihm der Meistertitel oder der Einzug ins Finalturnier der Königsklasse lieber wäre: «Dann würde ich das Final Four vorziehen, denn Meister waren wir schon.» Außerdem sei ja nicht klar, ob man die europäischen Basketball-Schwergewichte in den nächsten Jahren wieder so düpieren könne wie in dieser besonderen Corona-Saison.

«Wir nehmen die Herausforderung an», kündigte Andrea Trinchieri vor dem Trip in seine Heimatstadt an. Der Trainer versprach: «Wir haben den Traum von Anfang an gejagt. Es ist großartig, mit dieser Truppe in den Playoffs zu spielen. Wir genießen die Challenge.»

In der Außenseiterrolle gefallen sich die Münchner, etliche Coups gegen Top-Teams wie Barcelona oder Fenerbahce mit teils spektakulären Comebacks in den letzten Spielminuten zeugten davon. «Wir brauchen uns vor keinem Gegner zu verstecken», sagte Nationalspieler Paul Zipser. Ein Kaliber ist auch Mailand, wo der ehemalige NBA-Coach Ettore Messina ein Starensemble mit früheren Euroleague-Champions wie Sergio Rodriguez, Luigi Datome oder Kyle Hines beisammen hat. Im Münchner Kader hat nur Center James Gist bereits Playoff-Erfahrung.

Einen unerwarteten Vorteil könnte Bayern aus dem Wochenend-Chaos ziehen, als das Pokal-Turnier in München wegen Corona-Fällen bei der BG Göttingen kurzfristig abgesagt wurde. Die Münchner hatten sich zuvor bereits extrem über die Terminierung des Cups aufgeregt – so kamen sie zu einem Extra-Tag Regeneration und einer zusätzlichen Trainingsgelegenheit am Sonntag. Das hat die Vorbereitung «sicherlich erleichtert», sagte Pesic der Deutschen Presse-Agentur.

Bei umfangreichen Tests im Team sei kein positiver Fall aufgetreten, berichtete Pesic. In der Lombardei stehen die ersten beiden Partien gegen Mailand an, in der nächsten Woche geht es in München weiter. «Das ist eine ganz neue Erfahrung für uns», sagte Pesic. Richtig genießen könne man das dann aber eher erst im Nachhinein. «Wir müssen im Flow bleiben, im Tunnel bleiben und nicht nach rechts und links schauen», sagte der Ex-Profi.

Von Manuel Schwarz und Florian Lütticke, dpa