Bei den Bayern-Basketballern ist kurz vor der ersten Titelentscheidung der Saison richtig Feuer unter dem Dach. In der Euroleague ohne Playoff-Chance, in der Liga mit bereits sechs Niederlagen – der Pokal scheint in diesem Jahr der einzige Wettbewerb zu sein, in dem es mit dem Gewinn einer Trophäe klappen kann.
«Der Pokal ist sehr wichtig für uns», sagte Geschäftsführer Marko Pesic daher auch mit Blick auf das Top Four in Oldenburg an diesem Wochenende. «Für den FC Bayern sind Titel immer wichtig», fügte Pesic angesichts der titellosen vergangenen Saison hinzu.
Doch vor dem Halbfinale am Samstag (19.30 Uhr/Magentsport) gegen den großen Rivalen Alba Berlin befinden sich die Bayern in einem besorgniserregenden Zustand. Am Dienstagabend setzte es in der Liga ein peinliches 70:89 gegen das Kellerkind Hamburg Towers. Es war die fünfte Pflichtspiel-Niederlage in den vergangenen sechs Spielen.
Coach Trinchieri richtig sauer
Startrainer Andrea Trinchieri war danach außer sich – nicht zum ersten Mal in dieser Saison. «Es gibt keine Worte, diese Leistung zu beschreiben. Wir waren blamabel, sogar mehr als das und wir verdienen solche Fans einfach nicht», sagte der Italiener nach der verpatzten Generalprobe. Trinchieri schafft es in dieser Saison nicht, Konstanz in die Leistungen seiner Mannschaft zu bringen. Zwar haben die Bayern mit vielen Verletzungen zu kämpfen, doch als alleiniger Grund für bereits sechs Niederlagen in der Bundesliga kann das nicht gelten. «Wir sollten aufhören über die Dinge zu reden, die wir nicht beeinflussen können», forderte Pesic.
Doch einige Spieler scheinen das Fehlen von Leistungsträgern wie Vladimir Lucic, Elias Harris, Cassius Winston oder Corey Walden als Alibi zu nutzen. Auch um die Stimmung in der Mannschaft scheint es nicht zum Besten bestellt zu sein. «Wir haben ganz klar Sachen, an denen wir arbeiten müssen», sagte Niels Giffey. «Ich bin mir ganz sicher, dass wir in dieser für uns so wichtigen Woche die Köpfe zusammenstecken und darüber sprechen werden.»
FC Bayern gegen Alba Außenseiter
Ob es den gegen Hamburg müde, energie- und ambitionslos wirkenden Bayern aber wirklich gelingt, bis zum Duell mit Alba am Samstag den Schalter umzulegen, bleibt abzuwarten. Schon einmal hatte Trinchieri seine Mannschaft im Anschluss an die klare Niederlage in Ludwigsburg öffentlich angezählt und damit zumindest temporär etwas bewirkt. Es folgten vier Pflichtspielsiege in Serie, ehe die neue sportliche Talfahrt begann.
«Wir müssen uns selbst an die Nase packen. So eine Niederlage tut weh», sagte Giffey nach dem jüngsten sportlichen Offenbarungseid. Ins Duell mit Alba gehen die Bayern nun auf jeden Fall als klarer Außenseiter. Schließlich ist Alba, das im vergangenen Jahr das Double gewann, in der Liga seit zwölf Spielen ungeschlagen. «Es wäre ein toller Schritt für uns, in einem schwierigen Jahr ins Pokalfinale zu kommen. Aber das Halbfinale wird ein sehr toughes Spiel», sagte Giffey. Im Endspiel würde es zu einem Duell mit dem Sieger des ersten Halbfinals zwischen Gastgeber EWE Baskets Oldenburg und den MHP Riesen Ludwigsburg (16.00 Uhr) kommen.
Die herbe Niederlage der Bayern gegen Hamburg ist für Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi mit Blick auf das Halbfinale kein Vorteil für die Berliner. «Da wird eine ganz andere Mannschaft auf dem Parkett stehen. Das ist eine ganz erfahrene Mannschaft und ein ganz erfahrener Club», sagte Baldi in einer Online-Medienrunde. «Um ehrlich zu sein, hat mir das Ergebnis gestern nicht so gefallen», sagte Baldi.
Dennoch erwartet Baldi im Halbfinale des Top Four ein Duell auf Augenhöhe, das trotz der vielen Aufeinandertreffen in der Vergangenheit immer noch etwas Besonderes sei. «Das nutzt sich nicht ab», sagte Baldi.