Hoeneß leidet mit: Bayerns Basketballer nach Krimi im Finale

Hoeneß leidet mit: Bayerns Basketballer nach Krimi im Finale

Vor den Augen von Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat der FC Bayern München einen Basketball-Krimi gewonnen und das Pokalfinale erreicht.

Das Team von Trainer Andrea Trinchieri bezwang am Samstag im ersten Halbfinale in eigener Halle Rivale ratiopharm Ulm mit 104:102 (91:91, 84:84, 49:36) nach zwei Verlängerungen und revanchierte sich damit auch für die klare Liga-Niederlage von vor einer Woche.

Die Ulmer legten anschließend allerdings Protest gegen die Wertung ein, weil ein Bayern-Spieler auch nach seinem fünften Foul noch für ganz kurze Zeit auf dem Feld stand. «Die Referees haben es versäumt. Ich weiß nicht, ob es eine Sanktion gibt. Ganz ehrlich, ich erwarte keine Sanktion. Aber lassen wir uns überraschen», kommentierte Ulms Coach Jaka Lakovic. Wie die Verantwortlichen der Bundesliga mit dem Protest umgehen, war zunächst offen.

Im weißen Hemd und neben Frau Susi saß Hoeneß in der coronabedingt leeren Halle und fieberte wie Präsident Herbert Heiner kräftig mit, während Fußballer Robert Lewandowski beim SC Freiburg ein Stück Geschichte schrieb und den 40-Tore-Rekord von Gerd Müller einstellte.

Immerhin: Auch ohne Fußball bekamen Hoeneß und Hainer erstklassige Unterhaltung und extreme Spannung geboten. Die Bayern hatten in den letzten Ligapartien einige Spieler geschont, weil sie in der laufenden Spielzeit ein XXL-Programm mit alleine 39 Begegnungen im Europapokal zu absolvieren hatten. Am Samstag waren die zuletzt geschonten Vladimir Lucic (24 Punkte) und Wade Baldwin (20) wieder an Bord, doch das genügte nicht. «Das war ein verrücktes Spiel», befand Lucic. «Am Ende haben wir es irgendwie geschafft zu gewinnen.»

«Sie treten heute mit der besten Lineup an, die sie in der Bundesliga aufbieten können und das merkt man», sagte Ulms Sportdirektor Thorsten Leibenath. Sein Team hielt erstklassig dagegen, startete ein großes Comeback und musste sich erst nach 50 Minuten Basketball auf Augenhöhe geschlagen geben.

Das 64:98 gegen Ulm in der Liga hatten die Münchner zu Beginn bestens weggesteckt. Nach dem bitteren Europa-Aus gegen Olimpia Mailand herrschte in München nicht nur Enttäuschung, sondern auch Gewissheit, endlich mal wieder mit etwas mehr Ruhe trainieren zu können. «Es ist schon eine mentale Belastung. Die Mannschaft hat eine Woche gebraucht, um wieder runterzukommen», berichtete Bayerns Geschäftsführer Marko Pesic

Umso erstaunlicher wirkte es, wie Ulm nach dem 13-Punkte-Rückstand nach der Halbzeit auftrumpfte. Andreas Obst (23 Punkte) traf einen Dreier nach dem anderen, sein Vier-Punkte-Spiel im dritten Viertel weckte das Team von Ex-Profi Lakovic endgültig auf. Die Gäste trafen und trafen, nach einem Dreier des starken Troy Caupain (24 Zähler) übernahmen das Team gar die Führung. Im Schlussviertel ging es hin und her, die Verlängerung wirkte wie eine logische Folge dieses Kampfes auf Augenhöhe. Am Ende wurde es dramatisch, erst nach zehn Minuten Extraspielzeit standen die Münchner als Sieger fest.

Von Patrick Reichardt, dpa