Nach Olympia: Gold-Coach Herbert verlässt Basketballer

Nach Olympia: Gold-Coach Herbert verlässt Basketballer

Deutschlands Basketballer verlieren ihren Weltmeister-Coach. Ein Jahr nach dem historischen Gold-Triumph gibt Bundestrainer Gordon Herbert überraschend schon bei Olympia in Paris seinen Ausstand und verlässt die Auswahl früher als geplant. Das teilte der Deutsche Basketball-Bund (DBB) mit und beteuerte, «großes Verständnis» für Herberts Trennungswunsch zu haben.

Der eigentlich noch bis zur EM 2025 laufende Kontrakt mit dem Kanadier wird vorzeitig zum 31. August 2024 aufgelöst. Die Sommerspiele mit Kräftemessen gegen die Crème de la Crème der Basketball-Welt rund um NBA-Weltstars à la LeBron James, Stephen Curry oder Nikola Jokic bilden nun also den Abschluss von Herberts kurzer – aber famos erfolgreicher – Ära. Am Dienstagabend informierte der 65-Jährige seine Spieler über den Entschluss, wie die «Bild»-Zeitung berichtete, die den Weggang Herberts zuerst vermeldet hatte.

Von einem «freundschaftlichen Gespräch» zwischen dem Bundestrainer und der Verbandsspitze schrieb der DBB in seiner Mitteilung. «Wir haben großes Verständnis dafür, dass sich Gordie nach den Olympischen Spielen einer anderen Aufgabe widmen möchte und legen ihm dabei keine Steine in den Weg», sagte Präsident Ingo Weiss.

«Reise war der ultimative Lebensmoment»

Er ergänzte: «Wer Gordie kennt, der weiß, dass er sich mit vollem Einsatz und mit voller Leidenschaft auf die Vorbereitung der Olympischen Spiele stürzen wird. Es wäre doch toll, wenn unsere gemeinsame Zeit mit einem weiteren Ausrufezeichen enden könnte.» Die deutschen Korbjäger um Kapitän Dennis Schröder oder die NBA-Asse Franz und Moritz Wagner wollen auch bei den Sommerspielen um Medaillen kämpfen.

In der Vorrunde geht es unter anderem gegen Gastgeber Frankreich – später winken dann Duelle mit Goldfavoriten wie die USA oder Serbien. Die Amerikaner wollen sich für das Halbfinal-Aus bei der WM 2023 just gegen Deutschland revanchieren und haben einige der besten Spieler dieses Jahrtausends nominiert. «Es ist ein großes Spektakel für den Basketball in der Welt, dass die USA diese Spieler mitbringen», sagte Herbert jüngst.

Er hatte die Nationalmannschaft im Sommer 2021 übernommen. EM-Bronze ein Jahr später beim Heim-Turnier in Köln und Berlin sowie als fulminanter Höhepunkt der erste WM-Titel der Verbandsgeschichte 2023 auf den Philippinen folgten. In dem von ihm ausgerufenen Dreijahresplan fehlt nun nur noch Olympia in Frankreich.

Von Paris nach Rostock?

Herbert wertete die Zeit als «eine unglaubliche Erfahrung und eine Ehre». Er bedankte sich beim DBB und vor allem bei der «unglaublichen Gruppe von Spielern», die Deutschland würdig vertreten hätten. «Die Reise war für mich der ultimative Lebensmoment.» Der Verband muss nun – ein Jahr früher als gedacht – einen Nachfolger suchen, der den deutschen Basketball möglichst auf dem Herbert-Niveau halten soll.

Und was macht der lobgepriesene Bundestrainer künftig? Schon nach dem Gold-Coup von Manila waren die Interessenten Schlange gestanden, hatten den einstigen Bundesligatrainer aber nicht loseisen können. Unter anderem schlug der französische Euroleague-Club Asvel Lyon-Villeurbanne eine Doppellösung als Vereins- und zugleich deutscher Nationalcoach vor, doch der DBB erfüllte dem Bundestrainer den Wunsch nicht. Auch der japanische Verband wollte Herbert laut eines Berichts langfristig verpflichten, zudem soll ein Engagement als Co-Trainer in der NBA ein Thema gewesen sein.

Aktuell werben nach Informationen der «Bild» die Rostock Seawolves in der Bundesliga um Herbert. Die Basketballer von der Ostsee hatten den Abstieg im Saisonfinale gerade noch vermieden, sich aber dennoch von ihrem bisherigen Coach Christian Held getrennt. Eine Verpflichtung von Deutschlands Gold-Coach Herbert wäre für die Hanseaten ein Coup. Seawolves-Sportchef Jens Hakanowitz sagte zu den Spekulationen, wonach Herbert in Rostock ein deutlich größeres Gehalt als beim DBB winken soll: «Solche Gehälter sind in Rostock nicht möglich und grundsätzlich kommentieren wir den Stand unserer Trainernachverpflichtung aktuell nicht.»

Von Manuel Schwarz und Thomas Wolfer, dpa