Sabally-Schwestern mit großen Zielen: Olympia, EM, WM

Sabally-Schwestern mit großen Zielen: Olympia, EM, WM

Noch kann Satou Sabally nahezu unbemerkt durch Berlin schlendern. Hier und da mal ein Blick eines Passanten, ansonsten erregt Deutschlands beste Basketballerin in ihrer Heimatstadt eher wenig Aufmerksamkeit.

«Ich kenne den Blick, wenn sie mein Gesicht schon mal gesehen haben, mich aber nicht richtig einordnen können», sagte Sabally in einem Interview des «Tagesspiegel».

In ihrer Wahlheimat Dallas ist das ganz anders. Schließlich ist die 25-Jährige einer der Stars ihres Teams Dallas Wings, führte die Texanerinnen in der vergangenen WNBA-Saison ins Halbfinale. Als Spielerin, die sich am meisten weiterentwickelt hat, wurde sie in der vergangenen Spielzeit ausgezeichnet. Zudem wurde sie unter die besten fünf Spielerinnen der abgelaufenen Saison gewählt.

«Eine große Ehre für mich»

«Das ist natürlich eine große Ehre», sagte Sabally, die zwischen den beiden Spielzeiten in den USA nun in China bei den Shandong Shangao spielen wird.

Schließlich gibt es in China gutes Geld zu verdienen. «Klar ist das Gehalt der primäre Grund, da lüge ich niemanden an», sagte Sabally. Denn wie in fast allen Sportarten ist es auch im Basketball noch so, dass die Männer deutlich mehr Geld verdienen als die Frauen. Von Gehältern der NBA-Stars wie LeBron James oder auch der deutschen Weltmeister Dennis Schröder oder Franz und Moritz Wagner können Sabally und Co. nur träumen.

Wunsch nach mehr Anerkennung und hohe Ziele

«Ich finde ganz allgemein, dass man als Frau in unserer Gesellschaft einfach mehr Anerkennung bekommen sollte», sagte die in New York geborene Sabally, die sich stets auch politisch engagiert und für Gleichberechtigung und gegen strukturellen Rassismus und Polizeigewalt vor allem in den USA einsetzt.

In der jüngeren Vergangenheit ist ihr soziales Engagement allerdings etwas weniger geworden, denn der Fokus liegt inzwischen voll auf dem Basketball. «Wenn man etwas erreichen will, muss man Prioritäten setzen. Das haben mich die vergangenen Jahre gelehrt», sagte Sabally in einem Interview mit dem Magazin «BIG».

Und erreichen will Sabally in den kommenden Jahren einiges. In den USA ist der WNBA-Titel das große Ziel, zudem stehen große Herausforderungen mit dem Nationalteam an. Olympia 2024 in Paris, EM 2025 mit einer Vorrunde in Hamburg und dann die WM 2026 in ihrer Heimatstadt Berlin. «Das ist wirklich ein Traum. Dass ich eine WM spielen werde in meiner Heimatstadt, dort wo alles begonnen hat – da schließt sich ein Kreis», sagte Sabally, die ihre Karriere beim TuS Lichterfelde begann.

Lange Pause im DBB-Team

Sabally und das Nationalteam – diese Beziehung war bislang aber keine ganz unkomplizierte. Bevor sie am in Tschechien in die deutsche Mannschaft zurückkehrte, hatte sie vier Jahre lang pausiert, um sich auf ihre persönliche Karriere zu konzentrieren. Eine Entscheidung, die nicht bei allen im Verband und im Team gut ankam. Als Sabally nun ankündigte, mit Blick auf die großen Events wieder für Deutschland spielen zu wollen, sahen einige schon Probleme analog zu den Herren aufkommen.

Dort hatte ein Zwist zwischen Kapitän Schröder und Maximilian Kleber vor der WM für Unruhe gesorgt. Schröder hatte Klebers Entscheidung kritisiert, 2022 nicht bei der Heim-EM dabei zu sein, um sich zu erholen. Kleber zog seine Bereitschaft, bei der WM in Asien zurückzukehren, daraufhin wieder zurück. Der kurze Zwist schadete aber nicht, Schröder und Co. holten in Manila sensationell den WM-Titel.

Und auch Bundestrainerin Lisa Thomaidis sieht kein Problem. Die Kanadierin ist vielmehr froh, mit Satou und Nyara Sabally unglaublich viel Qualität dazuzubekommen. Das wurde schon beim klaren 85:41 in Tschechien am Donnerstag deutlich. Bei ihrem ersten gemeinsamen Länderspiel kamen die Sabally-Schwestern auf 38 Punkte, hoben das gesamte Team auf ein ganz neues Niveau.

Schwester Nyara happy

«Das ist unbeschreiblich. Auch ein cooler Moment für meine Familie. Es ist ein cooler Moment, mit meiner Schwester Deutschland zu repräsentieren», sagte Nyara, die jüngere der beiden Saballys, die inzwischen ebenfalls für New York in der WNBA spielt.

Auch Weltmeister Moritz Wagner verfolgt die Entwicklung der Saballys gespannt. «Wir haben zwei Schwestern in der WNBA, das ist unglaublich. Das muss ich als Bruder auch sagen, dass das voll geil ist», sagte Moritz Wagner, der zusammen mit seinem Bruder Franz bei den Orlando Magic spielt, der dpa. «Ich finde es toll und ich würde mich freuen, wenn das mehr gecovert wird. Das hatten wir noch nie in Deutschland und das verdient alle Aufmerksamkeit.»

Lars Reinefeld und Maximilian Haupt, dpa