Schröder vor Rückkehr ins Nationalteam

Schröder vor Rückkehr ins Nationalteam

Dennis Schröder war lange weg. Auf das blamable WM-Aus 2019 folgten zwei triste Basketball-Jahre – zumindest für den NBA-Star von den Houston Rockets.

2020 wurden die Olympischen Spiele pandemiebedingt verschoben, 2021 musste Schröder dann von den Rängen zusehen, wie seine Kollegen beeindruckend das Olympia-Viertelfinale von Tokio erreichten.

Er selbst durfte aus versicherungstechnischen Gründen nicht mitspielen. Nun kommt Schröder nach langer Abstinenz ins Nationalteam zurück und mit ihm die große Frage: Ist die Mannschaft so noch stärker oder treten bei dem extravaganten und hochtalentierten Aufbauspieler alte Solo-Muster auf?

Hohe Erwartungen an Schröder

Das WM-Qualifikationsspiel am Donnerstag (18.00 Uhr/Magentasport) in Estland dürfte darüber noch nicht allzu viel Aufschluss geben. Zwar verlor Deutschland im November vor eigenem Publikum ohne Schröder gegen den Außenseiter, jedoch lässt sich dieser Patzer nach den drei Quali-Siegen danach inzwischen mühelos als Ausrutscher abhaken. Deutschland ist Tabellenführer und nimmt Kurs auf das Turnier, das im Sommer 2023 in Japan, Indonesien und auf den Philippinen ansteht.

Für Schröder dürfte die Partie in Tallinn, die nach Angaben des Deutschen Basketball Bundes (DBB) sein 50. Länderspiel sein wird, deshalb ein Aufgalopp für größere Aufgaben in diesem Sommer sein. Am 1. September beginnt in Köln und Berlin die heiß ersehnte Heim-EM. Der Verband und Bundestrainer Gordon Herbert geben als Ziel eine Medaille aus – und die Schlüsselfigur wird trotz eines starken Kollektivs, gestandener Europa-Profis und NBA-Jungstar Franz Wagner nur einer sein: Schröder. «Wir sind sehr erfreut, dass er dabei ist. Er kann für uns der Unterschiedsspieler sein», beschrieb Herbert.

WM-Weichen stellen, EM-Vorbereitung durchlaufen und dann das große Heimturnier mit Gegnern wie Frankreich oder Slowenien mit Superstar Luka Doncic: Auf Schröder, der harte NBA-Jahre mit schwer kritisierten Vertragsentscheidungen hinter sich hat, wartet ein echter Highspeed-Sommer mit der Chance, seinen angeschlagenen Ruf endlich mal wieder aufzupolieren. «Es ist eine neue Chance, den Basketball in Deutschland noch größer zu machen. Jeder ist schon heiß», sagte Schröder ganz allgemein.

Schröder lobt Qualität des EM-Kaders

Mit dem Finalort Berlin, wo ab dem Achtelfinale alle Spiele der EM-Endrunde stattfinden, habe man nach 2015 «noch eine Rechnung offen», fügte der polarisierende deutsche Basketball-Star an. Damals schied das deutsche Team zum Abschied von Dirk Nowitzki nach vier Niederlagen schon in der EM-Vorrunde aus.

Die erfolgreiche Nowitzki-Ära ist lange vorbei, eine herausragende Figur wie ihn gibt es nicht mehr. Doch angeführt von Schröder gibt es in der Breite eine Klasse wie selten zuvor: Die Wagner-Brüder Moritz und Franz spielen genauso in der NBA wie Maximilian Kleber oder Daniel Theis, der mit den Boston Celtics sogar das Finale erreichte. Was ist diesen Sommer möglich? «Ein Ziel auszugeben, ist schwierig, aber wir müssen uns vor niemandem verstecken. Wir haben sehr, sehr viel Qualität», sagte Schröder.

Dass der 28-Jährige schon jetzt zum Nationalteam stößt, ist durchaus ein Zeichen für dessen Antrieb. Auch Herbert, der während der NBA- und Euroleague-Saison mit B-Mannschaften durch die bisherige Quali steuern musste, ist erleichtert. «Das Fenster ist sehr wichtig für uns. Viele werden schon an die Eurobasket denken, aber unser Fokus liegt auf den beiden Qualifikationsspielen», sagte der 63-Jährige. Zwei Siege in Estland und gegen Polen am Sonntag (18.00 Uhr) in Bremen und es sieht auch mit dem WM-Ticket für 2023 exzellent aus.

Von Patrick Reichardt und Lars Reinefeld, dpa