Wer gewinnt die EM? – Die Halbfinalisten und ihre Chancen

Wer gewinnt die EM? – Die Halbfinalisten und ihre Chancen

Jetzt wird es ernst! Am Freitag stehen in Berlin die Halbfinals der Basketball-Europameisterschaft auf dem Programm.

Zunächst (17.15 Uhr/Magentasport) spielt der Olympia-Zweite Frankreich gegen Außenseiter Polen, danach (20.30 Uhr/Magentasport und RTL) geht es für Gastgeber Deutschland vor über 14.000 Fans gegen Weltmeister Spanien. Wer hat welche Schwächen und wer ist nach dem Aus der drei Stars Luka Doncic, Nikola Jokic und Giannis Antetokounmpo favorisiert? Die vier Halbfinal-Teams im Check.

Deutschland

Turnierbilanz: Sechs Siege, eine Niederlage

Verloren gegen: Slowenien

Stars: Dennis Schröder, Franz Wagner, Daniel Theis

Das spricht für den Titel: Der Teamgeist, das Heimpublikum und das Duo Schröder und Wagner. Schröder hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert und lieferte gegen Griechenland seine bislang beste Performance. Jungstar Wagner punktet verlässlich, die Großen Theis und Johannes Voigtmann erfüllen genauso ihre Rollen wie Maodo Lo und Andreas Obst, die verlässlich punkten.

Das spricht dagegen: Die einzelnen Spieler haben kaum Erfahrung in großen Spielen, das letzte internationale Halbfinale ist 17 Jahre her. Einen schwachen Tag hatte das Team von Bundestrainer Gordon Herbert bei diesem Turnier noch nicht. Serbien und Griechenland kostete der jeweils erste Ausrutscher gleich das Turnier. Wagners Knöchel, Theis‘ Knie und Nick Weiler-Babbs Schulter müssen halten.

Spanien

Turnierbilanz: Sechs Siege, eine Niederlage

Verloren gegen: Belgien

Stars: Willy Hernangomez, Rudy Fernandez, Lorenzo Brown

Das spricht für den Titel: Das Team ist extrem ausgeglichen besetzt. Die Hernangomez-Brüder Willy und Juancho können offensiv genauso Verantwortung übernehmen wie der kurzfristig eingebürgerte Lorenzo Brown. Rudy Fernandez war vor 17 Jahren beim EM-Halbfinale gegen Deutschland schon dabei und spielt immer noch eine wichtige Rolle. Die Defense hat in entscheidenden Momenten extrem hohes Niveau.

Das spricht dagegen: Vom Weltmeister-Team 2019 ist nicht mehr besonders viel übrig. Willy und Juancho Hernangomez sind zwar noch dabei, dafür mussten Marc Gasol, Ricky Rubio und Sergio Llull ersetzt werden. Anders als bei Deutschland (Schröder) gibt es nicht den einen unumstrittenen Führungsspieler. Außer Litauen fehlten dem Team von Sergio Scariolo bislang die wirklich schlagkräftigen Gegner.

Frankreich

Turnierbilanz: Fünf Siege, zwei Niederlagen

Verloren gegen: Deutschland, Slowenien

Stars: Rudy Gobert, Evan Fournier, Thomas Heurtel

Das spricht für den Titel: Der Olympia-Zweite überstand gegen die Türkei und Italien schwächere Spiele und kämpfte sich zweimal über die Verlängerung durch. Die Nerven sind intakt, der häufig für seine schwache Offensive geschmähte NBA-Center Rudy Gobert ist wegen seiner Verteidigung ein Garant für den Erfolg. Das Team ist eingespielt und musste sich in ähnlicher Besetzung vor einem Jahr in Tokio nur den USA geschlagen geben. Auch Polen als Halbfinal-Gegner ist ein Plus.

Das spricht dagegen: Der Angriff macht Sorgen. Gobert ist limitiert und punktet meist nur nach Offensivrebounds. Nur 80 eigene Punkte pro Spiel sind der schlechteste Wert der vier übrig gebliebenen Teams. Dem Team von Trainer Vincent Collet fehlen in Nicolas Batum und Nando de Colo zwei Säulen. Die aktuelle Mannschaft leistete sich in der K.o.-Runde schon heftige Aussetzer, verlor ein Viertel gegen Italien mit 18:31 und eins gegen die Türkei mit 6:22.

Polen

Turnierbilanz: Fünf Siege, zwei Niederlagen

Verloren gegen: Finnland, Serbien

Stars: Mateusz Ponitka, A.J. Slaughter

Das spricht für den Titel: Trotz des überraschenden Coups gegen Titelverteidiger Slowenien immer noch wenig. Flügelspieler Ponitka machte mit einem seltenen Triple-Double (26 Punkte, 16 Rebounds und zehn Assists) auf sich aufmerksam, die aggressive Defensive schränkte in NBA-Star Luka Doncic einen der besten Spieler der Welt ein. Ein Plus sind die leidenschaftlichen Fans in rot und weiß.

Das spricht dagegen: Das Team ist nicht konstant. Gegen Finnland (59:89) und Serbien (69:96) setzte es herbe Klatschen, die Offensive ist an manchen Tagen ein Totalausfall. Von den vier Halbfinalisten haben die von Igor Milicic trainierten Polen deutlich das geringste Talentlevel. Nach dem Sieg über Slowenien dürfte ab dem Halbfinale auch der Überraschungsfaktor verpuffen.

Von Patrick Reichardt und Lars Reinefeld, dpa